Zur Geschichte der Schmogrower Mühle
Marie-Luise Finker, Potsdam 2006
Eine Kirchenrechnung aus dem Jahr 1627 belegt, dass es bereits damals in Schmogrow eine Mühle gab. Zu dieser Zeit war sie offensichtlich in privater Hand. Im Landesvisitationsprotokoll von 1652, einer im Auftrag des Kurfürsten Georg Wilhelm erfolgten Bestandsaufnahme nach dem verheerenden 30jährigen Krieg, wird vermerkt: "Die Mühle hat zwei Gänge..., ist itzo gar Wüste und wird zum Amte Peitz von den Creditoren erkauft." Mühlen waren für die Landesherren eine begehrte Einnahmequelle, und die Bauern wurden unter Androhung von Strafen gezwungen, in der ihnen zugewiesenen Mühle mahlen zu lassen.
- [2] Adolf Lehmann - Historischer Dorfeingang Schmogrow mit Mühle und Sägemühle 1953
Ein aufschlussreiches Dokument ist ein Tauschkontrakt vom 23. April 1662. Martin Krüger, ein Bruder des Rittergutsbesitzers Peter Krüger zu Frauendorf, wollte die Schmogrower Mühle als freies Erbgut erwerben. Das zwischen ihm sowie dem Amtshauptmann Georg Abraham von Grünberg und dem Kammerdiener Hermann Lange sehr detailliert ausgearbeitete Vertragswerk wurde am 07. Juli 1662 vom Kurfürsten bestätigt. In ihm wird unter anderem auch die Genehmigung erteilt, eine Schneidemühle anzulegen sowie steuerfrei Branntwein auszuschenken.
Im Jahre 1665 brannte die Mühle mit allen dazugehörigen Gebäuden durch Unvorsichtigkeit ab. In einem Gesuch an den Kurfürsten bat Martin Krüger 1666 um einige Erleichterungen beim Wiederaufbau, was ihm zum Teil bewilligt worden ist. Durch Ankauf gelangte die Mühle 1681 in den Besitz des Amtes Peitz. In der nachfolgenden Zeit findet sie in mehreren amtlichen Dokumenten Erwähnung.
Ständige Probleme scheint es mit dem Wasser gegeben zu haben. Die Müller hatten das Recht, Wasser für den Betrieb Ihrer Mühlen zu regulieren, sie stauten es auf oder bauten Wehre, um Wasser abzuleiten. So hatte der Schmogrower Müller 1762 sogar einen Spreearm verdämmt, um das Wasser nach der Schmogrower Mühle zu führen, und damit andere Mühlen in Wassernot gebracht.
- [3, 4] Romantischer Dorfeingang
Im 19. Jahrhundert wurde der Grundstein für eine nachhaltige Weiterentwicklung des Mühlenkomplexes gelegt. In einer öffentlichen Versteigerung erwarb Ernst Leopold Liersch 1852 das Mühlengrundstück für das Meistgebot von 11.680 Talern. Sein Bruder, Julius Ferdinand Liersch, wurde Mitinhaber, und ab 1862 führte dieser den Mühlenbetrieb allein weiter. Dessen Sohn, Ferdinand Moritz Liersch, ein Baufachmann, errichtete für seinen Vater eine "amerikanische" Mühle.
Auf technischen Errungenschaften in Amerika basierend, bestand der Fortschritt darin, dass das Mahlgut innerhalb des Gebäudes automatisch transportiert wurde, was eine große Arbeitserleichterung bedeutete. Erwähnenswert ist, dass Julius Ferdinand Liersch zu Ehren seiner Familie einen Denkstein mit den Namen einiger seiner Vorfahren nahe dem Freiwehr aufstellte, wo dieser sich noch nach dem Zweiten Weltkrieg befand.
(Begibt man sich heute auf die Spitze nahe des Freiwehrs findet sich dort leider dieser Gedenkstein nicht mehr. Lediglich Reste eines aus Klinkerstein bestehenden Fundamentes finden sich noch. Das diese zum im Bericht erwähnten Gedenkstein gehören ist wahrscheinlich. Wo der Gedenkstein als Zeuge einer längst vergangenen Zeit verblieben ist konnten wir bislang nicht klären. Anm. d. Redaktion)
- [5] Zeitgenössische Ansichtskarte - handschriftlich: Schmogrow, Mai 1926
Im Jahre 1875 verstarb Julius Ferdinand Liersch. Seine Witwe, Elise Anna Liersch, verkaufte ihren Schmogrower Besitz 1883 wahrscheinlich direkt an Franz Schulz. Unter ihm entwickelt sich der Betrieb zu einem erfolgreichen Unternehmen. Er ließ um 1906 an der Dorfstraße ein Wohnhaus bauen, das für die Unterbringung von Beschäftigten gedacht war. Eine große Investition war 1917 der Bau des Freiwehrs an der Blachoa, was die Staumöglichkeiten entscheidend verbesserte. Neben dem Freiwehr gab es noch zwei weitere Wehranlagen: das Wehr zwischen Getreide- und Ölmühle – beide Mühlen wurden durch eine massiv eingebaute Turbine angetrieben – sowie eine Stauanlage hinter dem Sägewerk mit einem hölzernen Wasserrad.
- [6] Sägemühle mit Holzplatz
1926 brannte die Mahlmühle ab. Im selben Jahr übergab Franz Schulz den Betrieb an seinen Sohn, den Zimmer- und Müllermeister Günther Schulz. Er ließ eine größere, modernere Mühle aufbauen. Im Jahre 1932 verkaufte er sein Staurecht und seine Wehranlagen an den Provinzialverband Brandenburg und musste jetzt für die Nutzung der Wasserkraft zahlen. Wegen Baufälligkeit wurden 1934 Wehr und Wasserrad an der Schneidemühle abgetragen und die Wasserabzweigung durch eine 27 m lange Eisenspundwand abgesperrt. Das Sägewerk wurde nun durch eine Lokomobile angetrieben, die in einem massiv aufgebauten Maschinenhaus Aufstellung fand.
Die Ölmühle und die sich im Anbau befindliche Bäckerei gingen an Pächter über. Da die Mühlen schon immer ein Ort der Begegnungen vieler Menschen waren, eröffnete man eine Gastwirtschaft, die auch vom zunehmenden Fremdenverkehr profitierte. Zum Betrieb gehörte ferner eine ca. 20 ha große Landwirtschaft.
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage durch die Einberufung des Besitzers sowie durch die Kriegswirtschaftsverordnungen, die den Mühlenbetrieb stark einengten. Schneide- und Ölmühle wurden stillgelegt. Das Kriegsende führte eine nahezu katastrophale Situation herbei. Sofort nach dem Einzug der Roten Armee beschlagnahmte die Sowjetische Militäradministration die Mühle, um sie zur Versorgung der Truppe zu nutzen. Sie setzte als Verwalter einen ortsfremden Müller ein. Ein bewaffneter sowjetischer Wachposten, der im Wohnhaus einquartiert war, sicherte das Objekt. Die Familie Schulz musste das Grundstück verlassen.
- [7] Eines der wenigen erhaltenen Fotos der Ölmühle mit angrenzender Bäckerei. Hier beim Sängertreffen 1957
Als die Besatzungsmacht die Nutzung der Mühle einstellte, übergab die sowjetische Wirtschaftskommandantur den Betrieb als "herrenlos" den deutschen Verwaltungsorganen, da der Aufenthalt des Mühlenbesitzers zu dieser Zeit unbekannt war. Der Rat des Landkreises Cottbus setzte für Sägewerk und Mühle Treuhänder ein.
Das Sägewerk wurde betriebsfähig gemacht und arbeitete fortan auf Hochtouren für Reparationsleistungen. Obgleich der Verwalter der Mühle eine Rückgabe an den Eigentümer zu verhindern suchte, erfolgte diese Ende 1946. Die Nachkriegsjahre gestalteten sich außerordentlich schwierig.
Günther Schulz kehrte nach jahrelangem Aufenthalt in einem Offiziersgefangenenlager in der Sowjetunion arbeitsunfähig zurück und starb 1957. Eigentümerin wurde seine Tochter Magdalena Schulz. Sie verpachtete die Mühle 1957 an den Müllermeister Friedrich Wildemann. Sein Ableben im Jahre 1969 führte zur Einstellung des Mühlenbetriebes.
- [8] Die alte Schmogrower Mühle (vor 1926)
Im Zusammenhang mit dem Bau des Nordumfluters wurde ein Teil des Malxeflußbettes vor der Mühle trockengelegt und verfüllt. Das hatte zur Folge, dass die Mühle, die seit ihrem Bestehen mit Wasserkraft betrieben worden war, 1963 auf Elektroantrieb umgerüstet werden musste.
- [9] Adolf Lehmann - Mühle zu Schmogrow (Neubau)
Auf der Grundlage eines Pachtvertrages mit dem Rat des Landkreises Cottbus, Abteilung Landwirtschaft, bewirtschaftete die LPG Werben die landwirtschaftlichen Flächen und nutzte - außer dem Wohnhaus – alle Gebäude, auch die Mühle, für ihre Zwecke.
Im Jahre 1982 erwarb die jetzige Eigentümerin, Frau Hannelore Limberg, das Grundstück mit Wohnhaus, Mühle und Wirtschaftsgebäuden. Die Ölmühle musste wegen Baufälligkeit abgerissen werden.
Das einst ansprechende Ensemble von 3 Mühlen, landschaftlich harmonisch eingebettet, ist so im Zuge der Zeit verschwunden. Eine Getreidemühle mit einer über 350 Jahre alten bewegten Geschichte hat aufgeben müssen.