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Geschichtliches

Der Radfahrverein

Kaum ein Schmogrower wird um die Existenz dieses Vereins wissen. Dennoch gehört er zu den ältesten organisierten Vereinen unseres Dorfes. Leider gibt es heute keine Zeitzeugen aus jener Zeit mehr. Auch ältere Schmogrower wissen kaum etwas über diesen Verein und seine Aktivitäten. Dokumente, die uns etwas über das Vereinsleben berichten könnten, fehlen vollständig. So ist man auf wenig Erhaltenes und auf viele Spekulationen angewiesen.

Erhaltenes Vereinsabzeichen mit der Jahreszahl 1902
[1] Erhaltenes Vereinsabzeichen mit der Jahreszahl 1902

Über das Gründungsjahr des Vereins lassen sich lediglich Vermutungen anstellen. So weist das erhaltene Vereinsabzeichen die Jahreszahl 1902 aus. Wahrscheinlich ist dies das Jahr der Gründung. Möglich wäre aber auch, dass im Jahr 1902 bereits ein rundes Vereinsjubiläum stattfand, zu welchem dieses Abzeichen gefertigt wurde. Zweifelsfrei ist hiermit jedoch die Existenz des Vereins im Zeitraum um den Wechsel vom 19. zum 20. Jh. bewiesen.

Legt man zugrunde, dass ältere Schmogrower über die Existenz eines solchen Radfahrvereins in den letzten 80 bis 90 Jahren nichts mehr wissen und das es Bilddokumente aus den 1920-er Jahren gibt, muss der Verein doch mehrere Jahrzehnte existiert haben.


Über Ziele und Aktivitäten ist nichts überliefert. Hier ist man vollständig auf Mutmaßungen angewiesen. Zum einen verbreitete sich in jener Zeit das Fahrrad in seiner heutigen Form flächendeckend. Die vormals benutzten Hochräder waren in ihrer Form und Beschaffenheit eher für den Betrieb in Städten mit ausgebauten Straßen vorgesehen. Die Verwendung von Luftbereifung und der Übergang zu Bauweisen, die dem heutigen Fahrrad ähnlich sind, machten den Betrieb in den wenig ausgebauten Dörfern überhaupt erst möglich. Ein weiterer Aspekt ist, dass das Fahrrad primär den finanziell besser gestellten Oberschichten als Sportgerät diente. Erst um 1900 entwickelte es sich allmählich zum Fortbewegungs- und Transportmittel. Alle diese Überlegungen und der Umstand, dass die wirtschaftliche Lage der Menschen in jener Zeit als durchschnittlich eher stabil gilt lassen vermuten, dass das Fahrrad auch in Schmogrow Verbreitung fand. Zunächst könnte also der Verein für die Bekanntmachung dieses neuen Fortbewegungsmittels gesorgt haben. Wahrscheinlich wurden Ausfahrten organisiert, die wiederum die Aufgabe hatten die Menschen unseres Dorfes zu verbinden. Solche Sonntagsausfahrten waren noch bis in den Zweiten Weltkrieg hinein besonders bei den jüngeren Schmogrowern sehr beliebt. Die ersten Schmogrower Radfahrer mögen ihr Fahrrad auch eher unter sportlichen Gesichtspunkten genutzt haben. In jener Zeit entstanden in den Städten viele Sport- aber auch Turn- und eben die Radsportvereine, so auch in Schmogrow.

Der Siegeszug des Fahrrades hatte begonnen. Schnell merkten die Menschen, dass sich größere Strecken mühelos und schneller als zu Fuß oder mit dem Gespann zurücklegen ließen. Kleinere Lasten ließen sich transportieren. Der Aktionsradius unserer Vorfahren erweiterte sich. Wege in "die Stadt" zum Markt oder zu Besuchen bei Verwandten ließen sich schneller und leichter erledigen. So verbreitete sich das Fahrrad sehr schnell.


Wie lange der Verein tatsächlich aktiv war lässt sich nur ahnen. Bilder aus den 1920-er Jahren lassen vorsichtige Rückschlüsse zu. Hier muss es den Verein noch gegeben haben.

Sicherlich war das Fahrrad aber irgendwann selbstverständliches Fortbewegungs- und Transportmittel. Dies führte wohl auch zum Einschlafen der Vereinsaktivitäten.

Radfahrverein Spreewald Schmogrow 1922
[2] Radfahrverein Spreewald Schmogrow 1922

Quellangaben

Bildquelle:
1 - Roland Müller, Schmogrow
2 - Jürgen Harzdorf, Schmogrow

Reproduktion:
Silvio Schmoger