Schmogrow.de

Geschichtliches

Ostern in Schmogrow

Der Jahreslauf in unserem Dorf wurde von Alters her zum einen durch das Arbeitsjahr, bestehend aus Saat und Ernte, zum anderen aber vor allem durch den Lauf des Kirchenjahres bestimmt. So teilen die großen kirchlichen Feste auch heute noch, bewusst oder unbewusst, das Leben der Menschen ein. Neben dem Weihnachtsfest gehört Ostern zu den wichtigsten Feiertagen. So prägten sich auch zum Osterfest eine Vielzahl von Bräuchen in das Bewusstsein der Menschen ein, die teilweise bis heute gepflegt, teilweise aber auch nur noch in der Erinnerung leben.

Ostersingen

Ostersingen in Schmogrow
[1] Ostersingen in Schmogrow

Das Ostersingen wurde in Schmogrow lange Jahre durch die Mädchen der Spinte gepflegt. Sie trafen sich in der Passionszeit immer Sonntags am Nachmittag an der Spinnstube und zogen, Passionslieder singend, durch das Dorf. Gesungen wurden die Lieder, die während der Spinte gelernt worden waren, angestimmt wurde durch die Kantorka. Erinnernd an den Leidensweg Jesu zogen die Mädchen von Sonntag zu Sonntag immer ein Stück weiter durch das Dorf.

Seinen Höhepunkt hatte das Ostersingen in der Osternacht um 0.00 Uhr. Hier verkündeten die Osterlieder der Mädchen den Menschen die Auferstehung. Seinen Abschluss fand das Ostersingen am Morgen des Ostersonntags beim Singen auf dem Friedhof vor Sonnenaufgang. Gesungen wurde beim Zug durch das Dorf fortlaufend und in wendischer Sprache.

Auch die Kleidung der Mädchen war dem Anlass angemessen – man trug die Farbe der Festkleidung schwarz. Dazu gehörten ein grüner Rock mit schwarzem Spitze und schwarzem Samtband, eine seidene Schürze, schwarzes Halstuch und schwarze Haube, selbst die Strümpfe waren schwarz. Überhaupt wurde in der Passionszeit keine farbige Kleidung getragen.

Bis ca. 1950 wurde das Ostersingen in Schmogrow von den Mädchen der Spinte durchgeführt. Danach beteiligten sich auch verheiratete Frauen am Singen um den Brauch zu erhalten. Gesungen wurde aber dann nur noch am Denkmal, einen Zug durch das Dorf hat es wohl nicht mehr gegeben. Vermutlich Ende der 1950-er Jahre ist der Brauch des Ostersingens in Schmogrow vollständig eingeschlafen. Übrig blieben nur wenige s. g. Singefrauen, die noch bis in unser Jahrzehnt bei Beerdigungen gesanglich das letzte Geleit gaben. Aber auch hier gab es kaum Nachwuchs und so ist auch dieser Brauch in den letzten Jahren eingeschlafen.

O Haupt, voll Blut und Wunden - Wendische Form O Haupt, voll Blut und Wunden - Spätere Form
[2] O Haupt, voll Blut und Wunden - eines der Lieder, die in der Passionszeit beim Ostersingen gesungen wurden. Die wendische Form entstammt einem Gesangbuch aus dem Jahr 1860.

Wendisches Gesangbuch, Vorderseite Wendisches Gesangbuch, Rückseite
[3] Wendisches Gesangbuch aus dem Jahr 1860, gedruckt in Cottbus. Heute ist dieses Gesangbuch im Besitz von Wilhelmine Schalmea, diese hat es von ihrer Mutter geerbt. Die Worte der Rückseite heißen nach ihrer Übersetzung "Lobe den Herrn, meine Seele!"

Osterfeuer

Osterfeuer (hier 2004)
[1] Osterfeuer (hier 2004)

Ein bis heute durch die Dorfjugend gepflegter Brauch ist das Osterfeuer. Sein Wurzeln liegen in vorchristlicher Zeit, hier sagte man: "... ist das alte, Vertrocknete verbrannt, kann das neue im Frühling sprießen! ..." Im Lauf der Jahrhunderte änderte sich aber auch hier die Sinngebung gemäß dem christlichen Osterfest. So gilt das Verbrennen von trockenen Zweigen und Ästen als ein Abschied vom alten, "vertrockneten" Leben und wird somit als Sinnbild eines neu beginnenden Lebens begangen. Auch dieses Verbrennen fügt sich in die christliche Ostergeschichte ein.

In Schmogrow fand das Osterfeuer traditionell auf einer Wegkreuzung statt. Dieses "Wegkreuz" sollte an die Kreuzigung Jesu erinnern und entstammt ebenfalls der christlichen Symbolik. Ein alter Osterfeuerplatz, der bis in die 1950-er Jahre genutzt wurde ist die Wegkreuzung verlängerte Silbergasse mit Querweg an "Schmogers Wäldchen". Hier schichteten die Jungen der Dorfjugend am Abend des Ostersonnabends einen Holzhaufen auf. Das Holz wird mit Pferd und Wagen herangefahren und war meist aus den privaten Wäldern der Bauern "besorgt" worden. Angebrannt wurde mit Reisigbündchen und Stroh um 0.00 Uhr.

Ein gegenseitiges Anzünden unter den Dörfern war ebenso nicht üblich wie heute auf manchen Osterfeuern sichtbare Puppen, die mit verbrannt werden. Schabernack, wie er heute in der Osternacht gemacht wird, war ebenfalls nicht üblich. Dieser Brauch lässt sich eher auf die Rumpelstube bei der Spinte zurückführen. Die Mädchen kamen erst nach dem Ostersingen um Mitternacht zum Osterfeuer.

Osterwasser

Bis in die 1960-er bis1970-er Jahre war es in Schmogrow absolut üblich in der Osternacht zwischen 0.00 Uhr und 1.00 Uhr, wenn rings um die Osterfeuer brannten, Osterwasser zu holen.

Dazu gingen die Mädchen und Frauen und schöpften aus den fließenden Gewässern, gegen den Strom, Wasser. Auf dem Hin- und Rückweg sowie beim Schöpfen durfte nicht gesprochen oder gar gelacht werden. Der ganze Vorgang musste absolut lautlos geschehen. Auch sollte man sich nicht umdrehen und nur gerade aus schauen und gehen, sonst würde das Wasser wirkungslos.

Mit dem Wasser wusch man sich noch in der gleichen Nacht vor Sonnenaufgang. So geschehen sollte es Gesundheit und Wohlbefinden für ein ganzes Jahr bescheren. Auch die Tiere bekamen ihren Anteil Osterwasser zur Tränke um von Krankheiten verschont zu bleiben. Auch konnte man, glaubt man alten Überlieferungen, das neue, reine Wasser aufzuheben – es sollte nicht verderben.

Die Wurzeln dieses alten Brauches liegen in der vorchristlichen Zeit. Für unsere Vorfahren stand das Osterwasser als Zeichen des Lebens und der Fruchtbarkeit. Es wurde zum Gedenken an die Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin "OSTERA" verehrt. Im Laufe des Jahrhunderts wandelte sich die Sinngebung gemäß dem christlichen Osterfest. So gilt es auch heute noch als Zeichen der Auferstehung und des Lebens.

Ostereier

Ostereier
[5] Nach historischem Rezept gefärbte Eier, Zwiebelschalenfarbe.

Das Ei als Symbol der Fruchtbarkeit und des erwachenden Lebens hatte auch schon bei unseren Vorfahren eine wesentliche Bedeutung. Es ist bis heute üblich seinem Patenkind zum Osterfest drei gefärbte Eier zu schenken. Die Eier wurden früher mit natürlichen Mitteln gefärbt. So kochte man aus Zwiebelschalen einen Sud auf, dem man einen Spritzer Essig zufügte. In diesem Sud wurden die Eier gekocht und bekamen so eine kräftige, braune Farbe. Nach dem Erkalten wurden die Eier mit Speck abgerieben, dass verlieh einen schönen Glanz.

Auch Färben mit frischem Roggen (grün) oder Rote Beete Saft (rot) waren üblich. Erst später kamen künstliche Farben zum Einsatz, die die natürlichen Farben dennoch nie ganz verdrängt haben. Verzierungen mit Wachs-, Kratz-, oder Ätztechniken waren in Schmogrow nicht gebräuchlich.

Essen in der Passions- und Osterzeit

Eine überlieferte Regel heißt: "Zu Karfreitag kein Fleisch". Damit wollte man an das Blutvergießen bei der Kreuzigung Jesu erinnern und aß an diesem Tag nur "unblutige" Speisen. Weitere Fasten- und Ernährungsregeln zum Osterfest sind uns nicht bekannt. Bekannt ist aber, dass am Osterfest selbst ausgiebig und den hohen Feiertag angemessen gekocht und gegessen wurde.

Das Patenamt

Untrennbar mit dem Osterfest verbunden ist das Patenamt. Es hat seinen Ursprung in den Anfängen der christlichen Kirche. Das Christentum zu jener Zeit im römischen Reich war als Religion vom Staat nicht anerkannt. Christ sein hieß also, unter Umständen mit Gefahr für Leib und Leben verfolgt zu werden. Jeder Taufbewerber musste daher einen Bürgen (Paten) vorweisen, der zum einen die Aufrichtigkeit des Wunsches zur Taufe bezeugt, zum anderen aber die Gemeinde vor Scheinchristen und staatlichen Spitzeln schützen sollte.

In 4 Jhd. n. Chr. ging man dazu über kleine Kinder zu taufen. Die Aufgaben des Patenamtes änderten sich hierdurch. Statt der Bürgschaft sollte der Pate die Eltern bei der Weitergabe des christlichen Glaubens unterstützen. Neben dieser wesentlichen Aufgabe oblag es den Paten auch seinem Patenkind in Not beizustehen. So war es seine Aufgabe, sich um das leibliche Wohl des Kindes zu kümmern, wenn die Eltern wegen Krankheit oder frühen Tod hierzu nicht in der Lage waren.

Ostersemmel
[6] Ostersemmel
Dieses beliebte Patengeschenk von Einst bäckt auch heute noch die Bäckerei Mieth in Burg/Spreewald für ihre Kunden zum Osterfest.

Auch in Schmogrow wuchsen die Kinder nicht selten in diesem Fall bei den Paten auf, die in früherer Zeit bis zur wirtschaftlichen Selbständigkeit oft automatisch das Sorgerecht ausübten, Vermögen verwalteten oder für die Ausbildung sorgten. Das Patenamt stellte somit eine erhebliche geistliche und wirtschaftliche Verpflichtung dar.

Neben diesen, eigentlich immer währenden, Aufgaben ist das Osterfest auch das Fest der Patenbesuche. Meist hatten die Kinder in Schmogrow 5 - 10 Paten. Diese wurden am Ostersonntag nach dem Gottesdienst besucht. Als Patengeschenk gab es drei farbige Eier, eine Süßigkeit, kleine Geldgeschenke oder auch ein kleines Geschenk, beliebt waren zum Beispiel Tassen oder Teller mit dem Namen des Patenkindes und einer Widmung. Außerdem wurde noch eine eigens zu Ostern gebackene Ostersemmel geschenkt. Diese bestand aus einem weichen, kuchenähnlichen Teig und ähnelte in ihrer Form einem Spreewaldkahn. Zum Patenbesuch wurde ein sauberes Geschirrtuch mitgenommen, in das die Semmel eingeschlagen wurde.

Das Patenamt endete in der Regel mit der Konfirmation des Patenkindes, mit dem es seine kirchliche und in früherer Zeit auch wirtschaftliche Selbständigkeit erlangte.

Quellangaben

Bildquelle:
1 - Anna Mäder (Schmogrow)
2, 3 - Wilhelmine Schalmea (Schmogrow)
4 - Denny Müller (Schmogrow)
5, 6 - Silvio Schmoger (Schmogrow)

Reproduktion:
1, 3 - Silvio Schmoger
2 - ROTEC BürotechnikSilvio Schmoger