Die Schmogrower Jugend
Beginnt man nach den Spuren und den Anfängen dieses Vereins zu suchen, so muss man schon sehr weit in die Vergangenheit zurückschauen. Sucht man nach dem Jahr der Gründung oder Entstehung dieser zu den ältesten Vereinen unseres Dorfes gehörenden Gruppierung, so wird die Suche vergeblich bleiben.
Vielmehr entstand die Dorfjugend aus der winterlichen Spintegesellschaft der Mädchen. Der aus dem Arbeitsjahr stammende Brauch der Spinte beinhaltete ein regelmäßiges Treffen der Mädchen bei dem zum einen die im Sommer geernteten Rohstoffe verarbeitet wurden, bei dem zum anderen aber auch das kulturelle Gut des Dorfes weitergegeben wurde. Letzteres zählte ebenso zu den wesentlichen Aufgaben dieser "Spintevereinigung". Verantwortlich für den Bestand und die Durchführung der Spinte war die gewählte Spinnstubenälteste, die Kantorka. Die Jungen standen den Mädchen indes nicht nach. Auch wenn sie für einen großen Teil des Abends keinen Zutritt zur Spinnstube hatten, so wählten sie aus ihrer Mitte ebenfalls einen Jugendführer, saßen beieinander und gaben so das kulturelle Gut des Dorfes weiter. Ihnen oblag beispielsweise auch die Organisation der traditionellen Veranstaltungen wie z. B. der Fastnacht.
- [1] Wiege der Schmogrower Jugend
Die Spinte (hier vermutlich um 1900)
Getragen wurde also die Schmogrower Jugend immer von der aus dem Arbeitsleben unserer Vorfahren stammenden Spinte. Sie entstand nicht als eigentlicher Verein mit bestimmten Zielen. Ebenso wenig lässt sich somit der Zeitpunkt der Entstehung festlegen. Die Jugend, also die jungen Menschen waren einfach da, und sie trafen sich unter ganz einfachen materiellen Bedingungen. Die Weitergabe des Kulturgutes war eher zufällig. Fest steht, dass es die Spinte, und damit auch die Vereinigung der Jugend schon sehr lange gibt. Die Fastnacht als Beweis einer organisierten Jugend geht in Schmogrow nachweislich auf das Jahr 1875 zurück. Die Spinte und somit die Dorfjugend und wahrscheinlich auch die Fastnacht sind vermutlich deutlich älter.
Dass sich die Jugend zu einem organisierten Verein entwickelte liegt dagegen noch nicht so lange zurück. Die großen wirtschaftlichen Veränderungen nach dem II. Weltkrieg, zu denen auch die Kollektivierung der Landwirtschaft und das Verlassen der Bewirtschaftung der Einzelhöfe gehörte, entzogen der Spinte ihre wirtschaftliche Grundlage. In den 1950-er Jahren fand die letzte Spinte in Schmogrow statt. Die Aufgaben der Jugendlichen verlagerten sich so auf die Weitergabe des traditionellen Kulturgutes. So zeichnet die Jugend bis heute für die Durchführung des Brauchtums verantwortlich. In dieser Zeit entstand auch die heutige vereinsähnliche Struktur. Man traf sich, um die in der Tradition verankerten dörflichen Feste vorzubereiten. Dazu bedurfte es jetzt fester Termine und eines gewählten Jugendvorstandes bestehend aus Jugendchef, Stellvertreter, Kassierer, Schriftführer, "Laufburschen" und (wechselnd vorhanden) dem Musikverantwortlichen, wie wir ihn auch heute noch kennen.
Wenngleich in der zweiten Hälfte des 20. Jh. eine vereinsähnliche Struktur erkennbar ist, so blieb die Schmogrower Jugend doch in ihrem Vereinsleben weitgehend unabhängig. Bestrebungen, die Jugend in das gesellschaftliche System der damaligen DDR als FDJ-Jugendgruppe zu integrieren, scheiterten ebenso, wie eine reine "Domowina-Jugend" zu installieren. Zwar arbeitete man mit der Domowina zusammen, blieb aber in seinen Entscheidungen weitgehend unabhängig. Mit dem Niedergang der DDR schlossen sich viele Dorfjugenden den allerorts entstehenden Traditionsvereinen an oder ließen sich als gemeinnützige Vereine eintragen.
Die Schmogrower Jugend behielt dagegen ihre Selbständigkeit als das, was sie immer war - der Zusammenschluss aller Jugendlichen des Dorfes. Heute zeichnet die Jugend vor allem für die Durchführung der überlieferten Bräuche verantwortlich. So obliegt den Jugendlichen die Organisation der Fastnacht, des Osterfeuers, des Maibaumaufstellens, des Erntefestes und der Kirmes.
Daneben hat sich das Vereinsleben stark erweitert. Die Jugendlichen treffen einander nicht nur zur Vorbereitung und Durchführung der Bräuche sondern auch an Wochenenden, zu Fahrradtouren und anderen Aktivitäten.
Ein wesentliches Problem stellte lange Zeit der Mangel an Räumlichkeiten für die Jugend dar. Seit den 1990-er Jahren steht ein Jugendklub zur Verfügung. Dazu stellte die Sportgemeinschaft einen kleineren Raum auf dem Sportplatzgelände zur Verfügung, der in vielen Arbeitseinsätzen um- und ausgebaut wurde. Nach Jahren intensiver Nutzung wurden 2006 größere Reparaturarbeiten an dem Gebäude notwendig. Die Gemeindevertretung entschied sich gegen eine umfassende Sanierung und für den Neubau eines Jugendraumes am bestehenden Ort. Im Oktober 2006 erfolgte der Baustart. Es entsteht ein moderner Raum mit entsprechenden sanitären Anlagen, der eine noch breitere Nutzung zulässt und unserer Dorfjugend ein neues Zuhause werden soll. Weiterhin können für bestimmte Aufgaben auch die leer stehenden ehemaligen Klassenräume der Schule genutzt werden. Das Vereinslokal ist seit jeher das Gasthaus Marrack. Der Saal steht hier vor allem für die Brauchtumspflege zur Verfügung.
Mitglied der Jugend kann jeder Jugendliche aus Schmogrow nach seiner Konfirmation oder Jugendweihe, aber auch Jugendliche, die verwandtschaftlich mit dem Ort verbunden sind, werden. Dabei kommen die Mädchen zur Kirmes und die Jungen zur Fastnacht eines jeden Jahres zur Aufnahme. Die Mitgliedschaft endet in der Regel mit der Verlobung bzw. Hochzeit eines Mitgliedes. Zur Hochzeit schmücken die Jugendlichen den Eingang des Elternhauses mit einer Tannengirlande.
Wie wichtig dieser Verein für unser Dorf ist zeigen nicht nur seine vielfältigen Aktivitäten. Es gibt kaum Schmogrower, die nicht einst der Dorfjugend angehört haben. Dementsprechend groß ist die Hilfsbereitschaft bei Problemen, welcher Art diese auch immer sein mögen. Dies unterstreicht und festigt das Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen, die in unserem Dorf leben