Adolf Lehmann (1877 - 1954)
Spreewaldmaler - Heimatkundler - Schmogrower
- [1] Adolf Lehmann
Die meisten älteren Schmogrower dürften ihn noch gekannt haben – den etwas sonderbaren "Major Lehmann", der auf dem Grundstück des späteren Kindergartens, heute Familie Reckzeh, lebte. Doch auch wer ihn nicht kannte begegnet in unserem Dorf heute noch hier und da den Bildern und dem Wirken dieses Mannes - immerhin hat er über die Hälfte seines Lebens in Schmogrow gelebt.
Geboren wurde Adolf Lehmann 1877 als Sohn eines Postbeamten in der Umgebung von Hannover, dort verbrachte er eine wohlbehütete Kindheit. Schon sehr früh zeigte sich seine besondere Begabung und Hingabe zur Malerei. Nach dem Abschluss des Gymnasiums begann der als zurückhaltend und fleißig beschriebene junge Lehmann eine Ausbildung bei der kaiserlichen Zollverwaltung. Mit Fleiß widmete er sich seiner Beamtenlaufbahn und stieg bis zum Zoll-Oberinspektor auf. Seine Laufbahn unterbrach der I. Weltkrieg aus dem er ohne militärische Ehren, jedoch körperlich unversehrt heimkehrte.
Auch wenn Adolf Lehmann von den Schmogrowern nur Major genannt wurde, so hatte er diesen Dienstgrad im I. Weltkrieg nie offiziell inne. Vielmehr zwang der nach der Kapitulation von Deutschland geltende Friedensvertrag von Versailles die Truppenstärke der Armee im deutschen Reich auf 100.000 Soldaten zu reduzieren. Lehmann verzichtete zu Gunsten anderer Offiziere mit Familie (er blieb zeitlebens Junggeselle), auf eine weitere militärische Laufbahn und wurde aus dem Armeedienst entlassen. Im Gegenzug wurde ihm der Dienstgrad eines Majors zugesprochen, was eine höhere monatliche Pension bedeutete.
- [2] Zeitgenössische Ansichtskarte, Schmogrow - Dorfmitte
Adolf Lehmann, fehlende Jahresangabe
Als Zollbeamter fand er nach dem Krieg keine Anstellung mehr. So beschloss der inzwischen 41-jährige nun seiner kleinen Pension zu leben und sich bei seinem Bruder in Schmogrow niederzulassen um sich seiner Kunst zu widmen.
Lehmann hatte nie eine malerische oder künstlerische Ausbildung genossen. Er nutzte sein übermäßiges Talent und erlernte sämtliche Mal- und Zeichentechniken im Selbststudium. So entstanden zahlreiche Zeichnungen, die das Leben in und um Schmogrow widerspiegeln.
- [3] Die alte Gaststube
Adolf Lehmann, April 1934
- [4] Schmogrow - Dorfansicht
Adolf Lehmann, 8.6.1923
Bei der Wahl seiner Motive und Maltechniken zeigte er einen Facettenreichtum, der wohl seines Gleichen sucht. So wurden seine Bilder, gemalt mit Bleistift, Feder und Tinte oder Pinsel, zu wertvollen Zeitdokumenten. Sie zeigen neben der wundervollen Spreewaldlandschaft auch Menschen bei der Arbeit, Hochwasserereignisse detailgetreue Bilder seiner (selbst gewählten) Heimat, aber auch Tierzeichnungen sind von ihm überliefert.
- [5] ... bei Straupitz ...
Adolf Lehmann, fehlende Jahresangabe
Darüber hinaus verfasste er heimatkundliche Berichte, die er in der Cottbuser Lokalzeitung veröffentlichte. Zum Beispiel hat er um 1925 die Eiche in der Büttna bei Straupitz gemessen und beschrieben. Unter anderem heißt es in seinem Manuskript:
"Nach einigen Schritten sehen wir abseits von einem mit Birken eingefassten Kieferngehölz die Florentinen-Eiche im freien Feld ragen, mit besonders gesundem Stamm, von 8,65 m Umfang, die wohl noch einige weitere Jahrhunderte zu ihren bisherigen acht überleben kann ... dann fesselt der ganz gewaltige Riesenstumpf der Elisabeth-Eiche unseren Blick. Ein erwachsener Mann muss fünfmal Klaftern um ihn zu umfassen ... nur ein Riesenast überlebt noch, der über den Weg hinwegragt und von zwei starken Stützen gehalten wird. Der hohle Stein ist mit Lehm und Steinen plombiert und mit zwei Eisenbändern bandagiert, so mag man dem Alten noch ein paar Jahre zubilligen."
- [6] Gemischter Chor Schmogrow 1953
(Adolf Lehmann untere Reihe 2. v.l.)
Adolf Lehmann nahm aber auch am kulturellen leben des Dorfes teil. So war er Mitglied des Kriegervereins von Schmogrow und aktives Mitglied des Männerchores. Ein Foto des Chores von 1953 zeigt ihn im Kreise der Sängerinnen und Sänger jener Zeit.
Auch diesen Vereinen widmete er sein Schaffen. So schrieb er über lange Jahre die Noten für den Chor ab und verschönte sie gemeinsam mit seiner Schwester mit heimatlichen Motiven. Zum 35. Jubiläum des Kriegervereins stellte er eine Festschrift zusammen, illustrierte diese und schrieb einen Abriss zur Schmogrower Geschichte von Lehrer Jakubaschk in Schönschrift ab.
Adolf Lehmann blieb bis ins hohe Alter rüstig. Stunden-, manchmal tagelang war er zu Fuß oder im Paddelboot unterwegs, immer neue Motive suchend, die er akribisch malte.
So entstand ein umfangreiches Werk, das jedoch heute weit verstreut in Privatbesitz ist. Eine kleine Auswahl ist z. B. im Schmogrower Gasthaus zu sehen. Lange Zeit waren die Bilder abgenommen gewesen – heute zieren sie nach der Restaurierung des Gasthauses wieder die Schenkstube, wo sie schon zu Lebzeiten des Malers hingen.
- [7] Schmogrow/Spreewald
Winteransicht
Adolf Lehmann, Januar 1931
- [8] Schmogrow bei Hochwasser
Adolf Lehmann, 29. November 1930
- [9] Schmogrow - Partie an der Malxe mit Blick nach Fehrow
Adolf Lehmann, fehl. Jahresangabe
Es wäre wünschenswert, möglichst viele seiner Zeichnungen zusammenzutragen, um sie den Menschen unseres Dorfes zugänglich zu machen, aber auch, um mit Hilfe dieses großartigen Werkes die Schmogrower Geschichte weiterzuschreiben.
Adolf Lehmann starb 77 jährig im Jahr 1954 in Schmogrow und wurde auf dem Schmogrower Friedhof beigesetzt. Stumm stand der Männerchor am Grab seines Sangesbruders – denn Adolf Lehmann starb in einer Zeit, in der der Chor einen neuen Dirigenten suchte.
Das Schaffen und der Name Adolf Lehmanns werden den Schmogrowern in steter Erinnerung bleiben.